Jana Weich

Jana Weich

Jana Weich ist Paar- und Eheexpertin mit über fünf Jahren Erfahrung und schreibt einfühlsame, praxisnahe Inhalte für mehr Nähe und Harmonie in Beziehungen.

Was tun, wenn einer immer will – und der andere nicht?

Es ist ein Thema, das viele Paare betrifft, aber nur selten offen angesprochen wird.
Am Anfang der Beziehung scheinen beide gleichermaßen neugierig und voller Lust zu sein. Mit den Jahren – oder manchmal auch schon nach einigen Monaten – verschiebt sich das Gleichgewicht: Einer wünscht sich häufiger Nähe, der andere hat wenig oder gar kein Verlangen danach.

Für beide Seiten ist das belastend.
Der Partner mit stärkerem Bedürfnis fühlt sich abgelehnt und fragt sich, ob er nicht mehr attraktiv ist. Der Partner mit geringerer Lust spürt Druck und entwickelt manchmal sogar Abwehrgefühle. Nicht selten führt diese Dynamik zu Frustration, Streit und emotionaler Distanz.

Dabei ist eine ungleiche Libido keineswegs ein Zeichen mangelnder Liebe. Sie ist häufig das Ergebnis ganz natürlicher Unterschiede – und sie lässt sich mit Verständnis und den richtigen Schritten in vielen Fällen gut ausgleichen.


Warum das Verlangen oft so unterschiedlich ist

1. Natürliche Unterschiede in der Libido
Jeder Mensch hat ein eigenes, angeborenes Maß an sexuellem Verlangen. Manche brauchen viel körperliche Nähe, andere weniger. Das ist kein Fehler und kein Mangel.

2. Stress und Alltag
Job, Kinder, Pflege von Angehörigen oder finanzielle Sorgen können die Lust spürbar dämpfen. Häufig ist der Partner mit weniger Verlangen schlicht erschöpft.

3. Körperliche und hormonelle Faktoren
Schwangerschaften, Stillzeit, Wechseljahre oder Medikamente können das sexuelle Empfinden verändern. Auch Schlafmangel oder gesundheitliche Probleme spielen eine Rolle.

4. Unerfüllte emotionale Bedürfnisse
Manchmal steckt hinter der fehlenden Lust kein körperliches, sondern ein emotionales Problem: Verletzungen, Unzufriedenheit oder das Gefühl, nicht gesehen zu werden.


Wie Paare den Kreislauf durchbrechen können

Offen miteinander reden
Der erste Schritt ist ein ehrliches Gespräch. Beide sollten ihre Sicht schildern – ohne Vorwürfe.
Der eine darf sagen, dass er sich mehr Nähe wünscht. Der andere darf erklären, warum ihm momentan nicht danach ist. Schon allein das Aussprechen kann den Druck spürbar senken.

Druck herausnehmen und neue Nähe zulassen
Intimität bedeutet nicht immer Geschlechtsverkehr. Kleine Gesten – Umarmungen, ein Kuss beim Verabschieden, eine Berührung auf der Couch – helfen, Nähe zurückzubringen, ohne dass jemand sich zu etwas gedrängt fühlt.

Zeit bewusst einplanen
Im hektischen Alltag bleibt Zweisamkeit oft auf der Strecke. Feste gemeinsame Zeiten – ob für ein Gespräch, ein Abendessen oder einfach ein ungestörtes Stündchen zusammen – signalisieren, dass die Beziehung wichtig ist.

Neues wagen, um Routine zu durchbrechen
Viele Paare erleben, dass ihr Liebesleben einschläft, weil sich über die Jahre ein fester Ablauf eingeschlichen hat. Kleine Veränderungen, die beiden Freude bereiten, können das Feuer wieder anfachen: ein anderes Setting, bewusst langsamer werden, etwas Humor ins Schlafzimmer bringen.
Oft helfen auch kleine Impulse von außen – etwa neue Gesprächsanregungen, Ideen für Paardates oder Inspiration für mehr Sinnlichkeit –, um neue Seiten aneinander zu entdecken.

Körperliche und seelische Gesundheit beachten
Wenn einer von beiden dauerhaft keine Lust verspürt, lohnt sich auch ein ärztliches Gespräch, um hormonelle oder gesundheitliche Ursachen auszuschließen. Ebenso kann psychischer Stress ein starker Faktor sein.


Was Paare spüren, wenn sie die richtigen Schritte gehen

Viele Paare berichten, dass allein schon der offene Austausch ein Gefühl von Erleichterung bringt:
Der Partner mit stärkerem Bedürfnis fühlt sich nicht länger abgewiesen, der andere nicht länger bedrängt.
Sobald die Kommunikation besser wird und neue Impulse in die Beziehung kommen, verändert sich oft auch das Verlangen – nicht über Nacht, aber Schritt für Schritt.

Paare, die sich wieder bewusst Zeit füreinander nehmen, berichten von mehr Leichtigkeit und Freude. Wenn alte Routinen aufgebrochen werden und neue Anregungen dazukommen, kehren Neugier und Spannung zurück. Häufig fühlen sich beide Partner dann auch emotional verbundener – und das spiegelt sich im Liebesleben.


Fazit

Ungleiche Libido ist kein seltenes Problem, sondern eine Herausforderung, die fast jedes Paar irgendwann kennt. Sie muss nicht das Ende der Harmonie bedeuten, wenn beide bereit sind, offen zu sprechen und neue Wege zu gehen.

Oft sind es nicht große Veränderungen, sondern die kleinen, bewussten Schritte und neuen Impulse, die den entscheidenden Unterschied machen – hin zu mehr Nähe, gegenseitigem Verständnis und einer erfüllenderen Intimität.

Wer spürt, dass die Beziehung an dieser Stelle festgefahren ist, wird merken, wie befreiend es sein kann, gezielt neue Anregungen zu suchen und die Beziehung mit frischen Impulsen zu beleben. Das bringt nicht nur mehr Leidenschaft, sondern auch mehr Gelassenheit und Verbundenheit in den Alltag.

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